12.05.2025
To-Do Liste : So machen Sie Ihre Garderobe rechtlich sicher
Ob in Theatern, Clubs oder Eventhallen – eine Garderobe gehört zum Standardangebot vieler Veranstaltungsorte. Doch was passiert, wenn eine Jacke verloren geht oder beschädigt wird? Wer haftet, wenn eine Garderobenmarke abhandenkommt? Betreiber stehen oft vor rechtlichen Unsicherheiten und organisatorischen Herausforderungen, die zu Konflikten mit Gästen führen können.
Viele glauben, dass ein einfaches Schild mit „Für Garderobe keine Haftung“ ausreicht, um sich rechtlich abzusichern. Doch in der Praxis ist dies oft unwirksam, da sich die rechtlichen Rahmenbedingungen je nach Art der Garderobe unterscheiden. Eine falsche oder fehlende Absicherung kann zu erheblichen Risiken führen. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie eine rechtlich sichere Garderobe aufbauen, Haftungsfallen vermeiden und für einen reibungslosen Ablauf sorgen.
Zusammenfassung: Die wichtigsten Punkte im Überblick
Haftung prüfen: Eine bewachte Garderobe mit Marke begründet einen Verwahrungsvertrag – und damit eine Haftung des Betreibers.
AGBs aufstellen: Klare Regelungen zu Haftung, Rückgabe, Verlust der Marke und Aufbewahrungsfristen sollten schriftlich festgehalten und für Gäste sichtbar sein.
Sicherer Garderobenprozess: Ein strukturiertes System für die Nutzung von Garderobenmarken und den Umgang mit verlorenen Marken minimiert Risiken.
Personal schulen: Ihre Mitarbeitenden müssen die Abläufe kennen und wissen, wie sie mit Gästen in kritischen Situationen umgehen.
Finanzielle Pflichten beachten: Kassensysteme, Bonpflicht und die Möglichkeit einer Befreiung vom Belegdruck sollten geprüft werden.
1. Rechtliche Grundlagen: Wann haften Sie als Betreiber?
Der entscheidende Faktor für Ihre Haftung ist, ob ein Verwahrungsvertrag zwischen Ihnen und Ihren Gästen zustande kommt. Ein solcher Vertrag entsteht automatisch, wenn Sie Jacken aktiv entgegennehmen und sicher verwahren – etwa an einer bewachten Garderobe mit Marke. In diesem Fall verpflichten Sie sich zur sorgfältigen Aufbewahrung und haften bei Verlust oder Beschädigung der Jacke, es sei denn, Sie können nachweisen, dass Sie keine Schuld trifft.
Anders verhält es sich bei unbewachten Garderoben, beispielsweise bei Kleiderhaken in Restaurants oder offenen Ablageflächen in Veranstaltungsräumen. Da Gäste ihre Jacken dort selbst aufhängen und jederzeit darauf zugreifen können, entsteht kein Verwahrungsvertrag – und damit auch keine Haftung Ihrerseits.
Warum der Haftungsausschluss „Für Garderobe keine Haftung“ oft unwirksam ist:
Ein pauschaler Haftungsausschluss ist rechtlich nicht haltbar, wenn ein Verwahrungsvertrag vorliegt. Ihre Gäste dürfen erwarten, dass ihre abgegebene Jacke sicher aufbewahrt wird. Sie sollten Ihre Haftung daher in Ihren AGBs klar regeln, anstatt sich auf unzulässige Schilder zu verlassen.
2. Klare AGBs: Die Grundlage für Rechtssicherheit
AGBs sind Ihr wichtigstes Instrument, um rechtliche Risiken zu minimieren. Sie sollten folgende Punkte enthalten:
Haftungsregelungen: Als Betreiber haften Sie nur für grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz. Eine Haftungsobergrenze kann festgelegt werden.
Wertgegenstände ausschließen: In den AGBs sollte vermerkt sein, dass Sie keine Haftung für in Taschen befindliche Wertgegenstände übernehmen.
Verlust der Garderobenmarke: Regelungen zum Umgang mit verlorenen Marken, z. B. Identitätsprüfung und Dokumentation durch ein Verlustformular.
Aufbewahrungsdauer: Was passiert mit nicht abgeholten Jacken? Eine Frist (z. B. 30 Tage) sollte klar definiert sein.
Stellen Sie sicher, dass die AGBs gut sichtbar an der Garderobe aushängen und dass Gäste bei der Abgabe ihrer Jacke über die Bedingungen informiert werden.
3. Sicherer Garderobenprozess: So läuft alles reibungslos
Ein gut durchdachtes System für die Garderobenverwaltung reduziert Fehler und Streitigkeiten.
Garderobenmarken als Nachweis
Jede abgegebene Jacke erhält eine Nummer, die mit einer physischen Marke ausgegeben wird. Fotos der Marke reichen nicht aus, da sie nach § 807 BGB nicht als rechtlicher Besitznachweis gelten.
Verfahren für verlorene Marken
Falls Gäste ihre Marke verlieren, sollte ein sicheres Verfahren greifen: Identitätsprüfung, detaillierte Beschreibung der Jacke und Unterzeichnung eines Verlustformulars. In vielen Betrieben wird zudem eine Kaution erhoben, um Missbrauch zu vermeiden.
Frist für nicht abgeholte Jacken
Legen Sie fest, wie lange nicht abgeholte Jacken aufbewahrt werden. Nach Ablauf der Frist können diese entweder an das Fundbüro übergeben, gespendet oder entsorgt werden.
4. Personal schulen: Sicherheit und Servicequalität verbessern
Gut geschultes Personal ist entscheidend für einen reibungslosen Ablauf. Ihre Mitarbeitenden müssen wissen, wie sie mit Gästen kommunizieren, welche Regelungen gelten und wie sie bei Problemen (z. B. verlorene Marken) richtig reagieren.
Ein besonderes Augenmerk sollte auf der Garderobenmarke als Nachweis liegen.
Fotos der Marke sollten nicht akzeptiert werden, da sie keinen rechtlichen Besitzanspruch darstellen und Missbrauch Tür und Tor öffnen. Die physische Marke bleibt der einzige gültige Beleg für die Abholung.
5. Finanzielle Pflichten: Kassensysteme, Bonpflicht und Steuerrecht
Viele Garderoben arbeiten mit einer offenen Kasse, doch auch hier gelten gesetzliche Vorgaben:
Kassensystem prüfen: Nutzen Sie eine elektronische Kasse? Dann muss sie mit einer Technischen Sicherheitseinrichtung (TSE) ausgestattet sein.
Bonpflicht beachten: Seit 2020 müssen Sie für jede Zahlung einen Beleg ausstellen. Für Garderoben mit hohem Durchsatz kann eine Befreiung von der Bonpflicht beim Finanzamt beantragt werden.
Einnahmen und Ausgaben dokumentieren: Selbst wenn Sie eine offene Ladenkasse nutzen, müssen alle Transaktionen tagesgenau protokolliert werden.
Ein durchdachtes Kassensystem erleichtert die Einhaltung steuerlicher Vorschriften und sorgt für Transparenz.
Fazit: Rechtssicherheit und Organisation für eine zuverlässige Garderobe
Eine rechtlich sichere Garderobe erfordert klare Prozesse und transparente Regelungen. Als Betreiber sollten Sie sich bewusst sein, dass Sie bei einer bewachten Garderobe haften und dass einfache Haftungsausschlüsse oft unwirksam sind. Mit gut formulierten AGBs, geschultem Personal und einer durchdachten Organisation lassen sich viele Risiken vermeiden.
Wichtig ist zudem, die steuerlichen und finanziellen Vorgaben zu beachten, insbesondere die Bonpflicht und die Dokumentation von Einnahmen.
Mehr Sicherheit für Ihre Garderobe
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